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Ausgabe: MFS Newsletter November 2022


Liebe Mitglieder
Öffentlich verhandelte Themen unterliegen, wie andere Dinge und Phänomene auch, einer gewissen Konjunktur. Mal wird über sie mehr geredet, mal weniger, irgendwann verschwinden sie sogar still und leise. Das gilt auch für bestimmte Mediationsarten. Von Nachbarschaftsstreit und der dazu gehörenden Form der Konfliktlösung hört man nach langen, lauen Sommernächten häufiger. Vor den Festtagen wird gerne über Paar- und Familienmediation berichtet, weil nicht allen zum Feiern zumute ist, das harmonische Miteinander aber als hohes Gut angestrebt wird. In anderen Bereichen, oft dort, wo die Mediation etabliert und anerkannt ist, braucht es gar nicht unbedingt viele Worte. Für alle Beteiligten überwiegen die Vorteile der Diskretion. Dafür gibt es immer wieder neue Felder, in die sich unser Metier hineinwagt, zum Beispiel mit Mediationen, in die sich Lehrabrecherinnen und -abbrecher auf eigene Kosten hineinbegeben müssen, so wie im Nachbarland Österreich. Dort ist eine Mediation in manchen Lehrverträgen als obligatorische Massnahme vorgesehen, wenn der Vertrag vorzeitig aufgelöst werden soll. Dies und weiteres aus dem Mediationsumfeld findet sich in diesem Newsletter. Im Namen des Vorstands wünschen wir eine besinnliche Adventszeit
Stephan Burkart und Cindy Weishaupt (Co-Präsidium Mediationsforum)

In dieser Ausgabe


Online-Mediationen sind mehr als nur Lückenbüsser
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Hofmediation: Bankauszüge und Steuererklärung aufheben
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Schachpsychologie für Mediationen nutzen
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Konflikt im Bau: Mediation als Ausweg vorprogrammiert
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UN-Mediation brachte Russland zum Rückzug
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Zwangsmediation für Lehrabbrecher in Österreich
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Save the date: SDM-Kongress 2023
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Newsletter im Archiv
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Online-Mediationen sind mehr als nur Lückenbüsser

Erfolgreiche Mediationen basieren auf persönlicher Präsenz und all den Regungen, der Gestik und Mimik, kurz der gesamten verbalen und nonverbalen Kommunikation der Parteien und der Schlichtungsperson. Dennoch entwickelt sich, befeuert durch gute Erfahrungen während des Lockdowns, die Online-Mediation als neuer Zweig mit vielen Möglichkeiten, aber ohne physische Präsenz und mit neuen Problemstellungen. Mediationsblogger Ulrich Wanderer beleuchtet sie noch einmal im Detail und findet, Online-Mediationen seien mehr als nur Lückenbüsser für Pandemien. «Sie eröffnet neue Möglichkeiten für jene Aspekte einer Mediation, in denen Fakten ausgetauscht werden oder Termine vereinbart werden müssen. Bei aller gebotenen Vorsicht bei der Verarbeitung von personenbezogenen Daten bleibt die Nutzung von Online-Medien auch in der Mediation eine spannende Weiterentwicklung». Mehr dazu in seinem «Standard»-Blog...

Hofmediation: Bankauszüge und Steuererklärung aufheben

Kommt es zwischen Bäuerin und Bauer zur Scheidung, tritt Agnes Schneider in Aktion. Nach über 100 Fällen weiss die Bäuerin und Mediatorin mit Schwerpunkt Familienrecht, wie sich Paare im Frieden trennen können – und was es für eine glückliche Beziehung auf dem Hof braucht. Schneider hat sich mit einem CAS-Lehrgang in Agrarrecht weitergebildet und lehrt heute an der Bäuerinnenschule Gurtnellen im Kanton Uri. Ihren Schülerinnen gibt sie vor allem eines mit: «Behaltet den letzten Bankauszug, die letzte Steuererklärung vor der Heirat.» Ein Porträt von Agnes Schneider ist in den Zeitungen des Tamedia-Verbunds erschienen (PDF)...

Schachpsychologie für Mediationen nutzen

Mediationen verlaufen nicht selten ähnlich wie ein Schachspiel: Eine Seite zieht vor, die andere überlegt und zieht von der anderen Seite. Geleitet werden die Züge von Intuitionen, der Fähigkeit, die nächsten Züge des Gegenübers zu antizipieren. Eine Schachspielerin zeigt Analogien zwischen Schach und Gesprächsführung auf. Von ihrer Analyse, die sie an einem Workshop für Mediatorinnen, Coaches und Beratungspersonen vorstellte, lässt sich lernen. Mehr dazu auf dem Schachticker...

Konflikt im Bau: Mediation als Ausweg vorprogrammiert

Lohnverhandlungen ähneln in einigen Branchen Ritualen, die sich stets wiederholen. Ein solches Déjà-vu gab es kürzlich im Konflikt der Gewerkschaften und der Arbeitgeber im Bausektor: Warnstreiks, Warnungen und hohe Einsätze von beiden Seiten begleiteten den Poker um einen neuen Landesmantelvertrag für Beschäftigte im Baugewerbe. Ohne Verhandlungslösung hätte ab dem 1. Januar 2023 ein vertragsloser Zustand gedroht. Zu rechnen gewesen war mit weiteren Demonstrationen und Streikaktionen. Beide Seiten wussten aber: Scheitern die Gespräche, setzt der Bund als Vermittler wieder eine Mediation an. Ende November ist beiden Parteien dann die Einigung für einen neuen Landesmantelvertrag doch noch geglückt. Eine Analyse des diesjährigen Konflikts liefert die Tagesschau von SRF...

UN-Mediation brachte Russland zum Rückzug

Monatelang war das UNESCO-Gremium, das darüber befindet, welche Kulturschätze zum Welterbe gehören, in seiner Arbeit blockiert. Jetzt zog sich der russische Vertreter zurück und machte den Weg frei für künftige Entscheidungen. Russland führte seit 2019 für die geplante Dauer von vier Jahren den Vorsitz im Welterbe-Komitee. 46 Nationen hatten beschlossen, die Treffen des Gremiums zu boykottieren. Hinter den Kulissen sollen die Vereinten Nationen eine «Mediation» auf den Weg gebracht haben, um Russland zum Einlenken zu bewegen und das Gremium wieder handlungsfähig zu machen. Nach den UN-Statuten könnte nun Saudi-Arabien den Vorsitz übernehmen. In der Ukraine sind durch russischen Beschuss hunderte von Kulturstätten beschädigt oder zerstört worden, etliche davon mit dem Status eines Welterbes. Mehr dazu in einem BR-Bericht....

Zwangsmediation für Lehrabbrecher in Österreich

In Österreich schreibt das Berufsausbildungsgesetz zwingend eine Mediation vor, wenn ein Lehrberechtigter die ausserordentliche, vorzeitige Beendigung des Lehrverhältnisses in Erwägung zieht. Die Mediation soll es den Beteiligten ermöglichen, für ihre Konflikte unter Begleitung eines fachkundigen Mediators selbst eine Lösung zu finden. Angestrebt wird dabei entweder die Fortsetzung des Lehrverhältnisses oder ein einvernehmlicher Verzicht auf die weitere Ausbildung. Ungewöhnlich daran ist, dass die Kosten des Mediationsverfahrens die Auszubildenden selbst zu tragen haben. Wie die Lehrlingsmediation funktioniert, zeigt der Beitrag der Wirtschaftskammer Wien...  

Save the date: SDM-Kongress 2023

Vorschau auf den 12. Schweizerischen Kongress der Mediation SDM. Er findet am 16./17. Juni 2023 in Lausanne statt. Thema: Mediation – Schlüsselkompetenz für eine Gesellschaft im Umbruch. Die zunehmende Komplexität unserer vernetzten Welt führt zu Konflikten auf allen Ebenen: Geopolitische Spannungen auf dem Planeten entladen sich u.a. im Krieg in der Ukraine. Gleichzeitig bringen die gesellschaftliche Polarisierung und wachsende Herausforderungen in der Arbeitswelt belastende Konflikte bis in unsere Familien und privaten Beziehungen. Inmitten dieser spannungsreichen Zeit etabliert sich Mediation als unabdingbare Schlüsselkompetenz, um Konflikten auf all diesen Ebenen zu begegnen. Der SDM Kongress 2023 richtet sich erstmals nicht nur an MediatorInnen, sondern an ein breites Publikum aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um gemeinsam die wichtige Rolle der Mediation für die Zukunft unserer Gesellschaft zu reflektieren. Das Organisationskomitee arbeitet auf Hochtouren an der Umsetzung des wichtigsten Mediationsevents der Schweiz. Für unser Thema «Mediation: Schlüsselkompetenz für eine Gesellschaft im Umbruch» finalisieren wir die Liste der Redner:innen und Workshopleiter:innen. Und genau hier möchten wir gerne von der Schwarmintelligenz profitieren! Der SDM-Kongress ist Euer Event! Teilt uns Eure Ideen, Wünsche und Vorschläge zu interessanten Persönlichkeiten mit. Habt Ihr eine:n Traumredner:in den:die Ihr immer schon mal live sehen wolltet? Wisst Ihr von einer internationalen Mediationspersönlichkeit, die Mitte Juni 2023 in der Schweiz oder Europa sein wird? Vielleicht habt Ihr sogar direkten Zugang zu einem «Star» (das muss auch nicht zwingend ein:e Mediator:in sein)? Dann lasst es uns wissen, damit wir diese Möglichkeit besprechen können!
Kontakt: Jonas Nakonz (Präsidium), Christiane Brem, Amina Chaudri, Karin Frei, Pascal Gemperli, Lea Suter. Kontakt: jonas.nakonz(at)mediation-ch.org oder 076 464 36 27.


Newsletter im Archiv

Dieser Newsletter erscheint in sechs bis acht Ausgaben pro Jahr. Redaktion: David Strohm. Darüber hinaus erhalten unsere Mitglieder den Newsletter des Schweizerischen Dachverbands Mediation (SDM) zugestellt. Die Sammlung der vom Mediationsforum versandten Newsletter findet sich hier... Der SDM-Newsletter (Ausgabe Oktober 2022) lässt sich hier abrufen...
Fotos: Unsplash. Titelbild:Storys