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Ausgabe: MFS Newsletter August 2022


Liebe Mitglieder
Ist es zuletzt ruhiger geworden um die Mediation als Form der Konfliktbeilegung? Erleben wir eine neue Welle aggressiver Auseinandersetzung, bei der die einvernehmliche Suche nach einem für beide Seiten akzeptablen Lösungsweg gar nicht mehr im Vordergrund steht? Schaut man sich die geopolitischen Konfliktherde in aller Welt an, die Auseinandersetzungen um Klima-, Energie- und Verkehrspolitik oder die Verteilkämpfe um Wasser, Erdgas oder Altersvorsorge, liegt ein solcher Schluss erst einmal nahe. Auch im privaten, mitmenschlichen Umgang scheint bei vielen die Haut dünner zu sein, als auch schon.
«Krisenzeiten zeigen unerbittlich und rasch auf, wo die Schwachstellen in unserem gesellschaftlichen System, in unseren Organisationen oder im persönlichen Umgang mit schwierigen Situationen bestehen», sagt die Mediatorin Kathrin Jehle, Vorstandsmitglied im SDM und Hochschuldozentin in Bern. Sie kommt zu einem gegenteiligen Schluss: Das Thema Konfliktmanagement ist aktueller denn je!
Was sich in Sachen Mediation im Hitzesommer 2022 sonst noch getan hat, wollen wir in diesem Newsletter aufzeigen.
Im Namen des Vorstands: Stephan Burkart und Cindy Weishaupt (Co-Präsidium Mediationsforum)

In dieser Ausgabe


Geldsorgen beschäftigen «Haus der Religionen»
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Pionierprojekt im Baselbiet
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Familiengerichte und Besuchsrechte
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Wir streiten, wir ignorieren und wir vertrauen uns
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Keine Lehrergebete mehr im Karl-Barth-Dorf
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Weiterbildung: «Kränkung am Arbeitsplatz»
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Projektförderung für SDM-Mitgliedsvereine
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Save the date: SDM-Kongress 2023
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Newsletter im Archiv
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Geldsorgen beschäftigen «Haus der Religionen»

Das Berner «Haus der Religionen», das den interreligiösen Dialog fördern will, ist mit dem diesjährigen Schweizerischen Mediationspreis ausgezeichnet worden. In Feierlaune sind die Betreiber deshalb aber nicht. Im Gegenteil – die finanzielle Lage ist sehr angespannt, die Institution ist dringend auf höhere Einnahmen angewiesen. Konflikte konstruktiv zu lösen, Verständnis für unterschiedliche Ansichten zu fördern und im Dialog zu bleiben, das alles sei «gelebter Alltag» im «Haus der Religionen», heisst es in der Laudatio zur Verleihung der vom Schweizerischen Dachverband für Mediation (SDM) mit 2500 Fr. dotierten Auszeichnung. Im Haus habe sich Mediation als Form der Konfliktlösung etabliert, diejenigen, die dort zusammenkämen, müssten immer wieder die eigene Komfortzone verlassen. Die Institution schreibt nach wie vor rote Zahlen. Das Defizit besteht seit Jahren, und das trotz starker Auslastung. Das «Haus der Religionen» ist 2014 eröffnet worden. Daran beteiligt sind acht Religionsgemeinschaften. Finanziert wurde der Bau nicht nur durch Gelder der öffentlichen Hand und kirchlicher Organisationen, sondern auch durch substantielle Beteiligungen von Privatpersonen. Mehr dazu findet sich in einem Beitrag auf dem Portal ref.ch...

Pionierprojekt im Baselbiet

Ein Mediator soll im Kanton Baselland künftig bei Streitfällen vermitteln: Statt vor Gericht geht es zunächst in die Schlichtung. Dem Pionierprojekt werden hohe Erfolgschancen eingeräumt. Thomas Lyssy, Leiter der Fachstelle für Vergleichsverhandlungen bei der Staatsanwaltschaft, hilft, solche juristischen Hickhacks aussergerichtlich zu lösen. «Es muss gelingen, dass, aus der Perspektive des Opfers, Gerechtigkeit geschieht», sagt Lyssy. «Gerechtigkeit kann für verschiedene Personen etwas ganz anderes bedeuten.» Das gehe von einer ernst gemeinten Entschuldigung bis hin zu Vereinbarungen, wie sich Personen künftig aus dem Weg gehen wollen. Lyssys Arbeit stellt das Regionaljournal Basel von Radio SRF näher vor...

Familiengerichte und Besuchsrechte

Zwei Vorstösse in Sachen Mediation beschäftigen den Bundesrat. In der Parlamentssession vor den Sommerferien hat der Nationalrat die Regierung mit einem Postulat aufgefordert, die Einführung von Familiengerichten zu prüfen. Diese sollen sich aus Fachleuten zusammensetzen und für alle familienrechtlichen Streitigkeiten zuständig sein. Bevor ein Familienstreit aber vor Gericht kommt, soll ein obligatorisches Schlichtungsverfahren mit im Familienrecht bewanderten Fachleuten stattfinden. Dieses müsste unentgeltlich sein, so die Forderung des Postulats. Kurz danach hat das Parlament eine Motion sistiert, die verlangt, dass die Verweigerung des Besuchsrechts für nicht sorgeberechtigte Väter und Mütter bei ihren Kindern ein Straftatbestand werden soll. Nach dem Ständerat will auch der Nationalrat eine über ein Postulat eingeforderte Evaluation abwarten, die aufzeigen soll, wie die Kantone Mediation und Intervention bei Streitigkeiten innerhalb getrennter Familien anwenden. Die grosse Kammer hatte die Einführung eines Straftatbestandes im Mai 2021 befürwortet. Das Postulat zum Familiengericht ist hier abgelegt...

Wir streiten, wir ignorieren und wir vertrauen uns

Das Leben in Schweizer Wohnquartieren ist geprägt von einem freundlichen Nebeneinander. Doch das verdichtete Bauen erhöht das Risiko von Konflikten. Sie können böse eskalieren. «In einer Nachbarschaft kann ein einzelnes Ereignis wie ein Bauprojekt eskalativ wirken und ein bisher positives Verhältnis vergiften», sagt der Mediator Markus Murbach. Auch eine Umfrage des Dachverbandes für Mediation zeigt, dass Nachbarschaftskonflikte in den vergangenen Jahren klar zugenommen haben. Jetzt haben Forscher des Gottlieb-Duttweiler-Instituts eine erste grosse Schweizer Nachbarschaftsstudie verfasst. Das Fazit lautet: Unser Verhältnis zu den Nachbarn ist und bleibt kompliziert. Zufrieden sind wir dennoch.
Die Studie des GDI findet sich hier (PDF)...
Eine ausführliche Analyse hierzu gibt es in der NZZ... (Paywall, Registrierung nötig)

Keine Lehrergebete mehr im Karl-Barth-Dorf

An einer Schule im aargauischen Safenwil haben Initianten, Lehrpersonen und Schulleitung bei einer Mediation beschlossen, vorerst keine Gebete mehr mit den Schülerinnen und Schülern durchzuführen. Auf das von evangelikalen Kreisen eingeführte Gebet durch Lehrerinnen und Lehrer der Schule wird «dem Schulfrieden zuliebe» erst einmal verzichtet. Zuvor hatte der Schulvorstand das umstrittene Angebot in den Schulräumen genehmigt. Das kantonale Bildungsdepartement hatte daraufhin bestätigt, dass der Schulvorstand in dieser Sache richtig gehandelt habe, als er das ausserhalb der Unterrichtszeiten durchgeführte Gebet bewilligte. In dem Dorf im Kanton Aargau hatte in den 1910er Jahren der berühmte Theologe Karl Barth als Pfarrer gewirkt. Die Meldung dazu stand in der Aargauer Zeitung...

Weiterbildung: «Kränkung am Arbeitsplatz»

In Zeiten von Konkurrenzdruck und unsicherer wirtschaftlicher Lage ist Kränkungskompetenz ein wichtiges Rüstzeug. Von der als ungerecht empfundenen Kritik des Vorgesetzten oder des Kollegen bis zur Umstrukturierung im Betrieb hält die Arbeitswelt unzählige Konfliktsituationen bereit. Ohnmacht, Wut oder Enttäuschung ist die Folge. Was Kränkungen am Arbeitsplatz bedeuten und wie diese zu zwischenmenschlichen Belastungssituationen beitragen, soll diese Veranstaltung aufzeigen. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmenden Inputs, wie sie die eigene Kränkungskompetenz erweitern und bei Klienten thematisieren. «Kränkung am Arbeitsplatz – Umgang mit Missachtung, Gerede und Mobbing» lautet das Thema der Weiterbildungsveranstaltung. Referentin ist Dr. Bärbel Wardetzki. Frau Wardetzki wird uns live aus München zugeschaltet – nach dem Referat wird in kleinen Workshopgruppen das Thema vertieft und reflektiert. 14. September 2022, 18.30 Uhr | Blauer Saal im Volkshaus Zürich, Stauffacherstr. 60, 8004 Zürich. Organisiert wird der Anlass vom Institut für Mediation, verantwortlich ist Maura Graglia vom Vorstand IfM.

Projektförderung für SDM-Mitgliedsvereine

Der Schweizerische Dachverband Mediation SDM erhält regelmässig Anfragen seitens seiner Mitgliedsvereine zu finanzieller Unterstützung von Aktivitäten und Tätigkeiten. Das Budget dafür ist beschränkt. Der SDM beteiligt sich an der Projektförderung bis max. 1/3 der externen Kosten. Der SDM unterstützt Projekte, welche die Mediation in der Öffentlichkeit bekannt machen und/oder zur Förderung und Etablierung der Mediation in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik beitragen. Die Projektförderung soll eine nachhaltige Breitenwirkung, wenn immer möglich überregional, erzielen. Projektförderungs-Anträge bis CHF 500.- müssen mit dem separaten Formular für «Projektförderungsanträge» eingereicht werden (s.u.) und bis 31. August des Vorjahres eingereicht werden. Der Antrag wird bis Ende Jahr behandelt. Bis 4 Wochen nach Projektende sollte dem SDM ein kurzer schriftlicher Schlussbericht zur Verfügung gestellt werden. Bei Fragen steht Markus Werner, Geschäftsführer SDM, gerne zur Verfügung. Tel. +41 31 398 22 22, Mail: info@mediation-ch.org, www.mediation-ch.org. Wer über das Mediationsforum eine solche Förderung in Anspruch nehmen möchte, melde sich bitte bei info@mediationsforum.ch. Und wenn es für 2023 nicht mehr reicht, vielleicht ist es dann im kommenden Jahr so weit. Weitere Informationen und Antragsformular (PDF)...

Save the date: SDM-Kongress 2023

Vorschau auf den 12. Schweizerischen Kongress der Mediation SDM. Er findet am 16./17. Juni 2023 in Lausanne statt. Thema: Mediation – Schlüsselkompetenz für eine Gesellschaft im Umbruch. Die zunehmende Komplexität unserer vernetzten Welt führt zu Konflikten auf allen Ebenen: Geopolitische Spannungen auf dem Planeten entladen sich im Krieg in Europa. Gleichzeitig bringen die gesellschaftliche Polarisierung und wachsende Herausforderungen in der Arbeitswelt belastende Konflikte bis in unsere Familien und privaten Beziehungen. Inmitten dieser spannungsreichen Zeit etabliert sich Mediation als unabdingbare Schlüsselkompetenz, um Konflikten auf all diesen Ebenen zu begegnen. Der SDM Kongress 2023 richtet sich erstmals nicht nur an MediatorInnen, sondern an ein breites Publikum aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um gemeinsam die wichtige Rolle der Mediation für die Zukunft unserer Gesellschaft zu reflektieren.
Weitere Informationen zum Programm folgen. OK: Jonas Nakonz (Präsidium), Christiane Brem, Amina Chaudri, Karin Frei, Pascal Gemperli, Lea Suter. Kontakt: jonas.nakonz(at)mediation-ch.org

Newsletter im Archiv

Dieser Newsletter erscheint in sechs bis acht Ausgaben pro Jahr. Redaktion: David Strohm. Darüber hinaus erhalten unsere Mitglieder den Newsletter des Schweizerischen Dachverbands Mediation (SDM) zugestellt. Die Sammlung der vom Mediationsforum versandten Newsletter findet sich hier... Der SDM-Newsletter (Ausgabe Mai 2022) lässt sich hier abrufen...
Fotos: Unsplash u.a.